Wohl jeder Blätzlebueb kennt das Gefühl, wenn man an Dreikönig schon von Weitem die ersten Töne des Fanfarenzuges hört oder wenn man am Schmotzigen Dunschdig im Häs auf dem Stephansplatz steht und mit dem Blätzleruf das Wecken… des Blätzlerufes das Wecken in der Altstadt beginnt. Und wie man dann aus anderen Ecken der Stadt andere Fanfarenzüge auf ihrem Weg durch die Stadt hört und genau sagen kann, wer denn da schon wieder unterwegs ist. Jeder und jede weiß es dann ganz genau: Die Fasnacht, die ist da und jetzt geht es wieder los. Und dieses Gefühl gibt es nicht nur bei uns in Konstanz: Wer einmal morgens um 8 Uhr in Rottweil am Schwarzen Tor gestanden und erlebt hat, wie die Zuschauer beim ersten Takt des Rottweiler Narrenmarsches genauso begeistert sind, wie die Überlinger Narren beim Hänselejuck, wenn der Überlinger Narrenmarsch ertönt.

Was wäre die Narretei ohne Musik? Denn Fasnacht und Musik gehören einfach zusammen. Sie gehört zu unserer Straßenfasnacht dazu, genauso wie zu den vielen Narrenspielen und Fasnachtsbällen im Saal. Und es sind dabei nicht nur die Musikkapellen und die Fanfarenzüge, die uns Narren bei den Umzügen und unseren Brauchtumsveranstaltungen begleiten. Es sind auch die vielen (unorganisierten) Lumpenkapellen und Schnurrgruppen, die während der Fasnacht durch die Kneipen und Besenwirtschaften ziehen und uns dort mit närrischem Liedgut unterhalten oder einfach auf Straßen und Plätzen Musik machen. Nicht zu vergessen, die vielen Guggenmusiken, die auch bei uns in Konstanz die Fasnacht mit ihrem oft eindrücklichen Sound bereichern. Dass bei allen Musikern und Musikerinnen an Fasnacht nicht jeder Ton stimmen muss, ist auch kein Problem und oftmals sogar gewollt. Wenn man z.B. an die vielen Hemdglonker denkt, die mit ihren Topfdeckeln entsprechenden Lärm machen oder an die „Katzenmusiken“, die in verschiedenen Narrenhochburgen im schwäbisch-alemannischen Raum auftreten.

Und dass Fasnacht und Musik zusammengehören, ist kein Phänomen der Neuzeit. Bereits in mittelalterlichen Erzählungen und Bildern über die Fasnacht werden immer auch Musiker erwähnt und dargestellt oder es wird über entsprechende Tanzveranstaltungen berichtet. Und Tanz ohne Musik geht ja nicht. Auch in der Geschichte der Blätzlebuebe-Zunft spielte Musik immer schon eine wichtige Rolle. Erstmals im Jahr 1939 wurde der damalige Laternentanz von zwei Trommlern und zwei Hornisten angeführt, die allerdings von der Freiwilligen Feuerwehr Konstanz stammten. Die „Geburtsstunde“ des Fanfarenzuges, wie wir ihn heute kennen, lässt sich auf das Jahr 1950 datieren. Damals führten zwei Trommler die Blätzlebuebe-Zunft beim Narrentreffen in Radolfzell an – übrigens mit Haube, so dass heute niemand mehr weiß, wer die Verbutzten waren. In den folgenden Jahren ist unser FZ immer weiter gewachsen und begeistert bis heute mit seinem musikalischen Programm von Traditionsmärschen bis zu aktuellen Hits das Publikum – und das nicht nur in Konstanz. Die musikalischen Reisen gingen selbst an Fasnacht bis an Mittelmeer nach Nizza. Verstärkung erhielt der FZ im Jahr 1995 durch die heutige Büeble Musik, in der heute rund 40 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahre spielen und die ebenfalls heute nicht nur in Konstanz bekannt sind.

Doch nicht nur die „organisierte“ Musik spielt für uns Blätzlebuebe eine wichtige Rolle an der Fasnacht, sondern auch die freien Musikgruppen. Bereits im Jahr 1937 waren musizierende Blätzlebuebe unterwegs, wie z.B. Franz Bechinger, der mit seinem Akkordeon Lieder zum Besten gab – und zwar auch wieder mit Haube. Heute ziehen an den Fasnachtstagen Blätzlebuebe aus dem FZ oder der Büeble Musik wieder in kleineren Gruppen durch die Konstanzer Straßenfasnacht. Diese Entwicklung möchten wir als Zunft aktiv fördern, denn diese Gruppen gehören einfach dazu. Ebenso bieten wir Gruppen schon seit längerem im Schnetztor eine Bühne, wenn sie uns an Fasnacht besuchen. Auch unser „neuer“ Blätzleball im Constanzer Wirtshaus ist ohne den Beitrag der Lumpenkapellen und Musikgruppen nicht in dieser Form denkbar. Schauen wir darum optimistisch in die Zukunft, denn mit Musik geht alles besser – auch die Fasnacht.

Roland Scherer, Björn Zahn